Theater gegen Mobbing und Rechtspopulismus

Am 8. November 2024 fand am Arnold-Gymnasium eine besondere Doppelveranstaltung im Rahmen von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ statt. Das „ueTheater“ Regensburg führte zwei eindrucksvolle Stücke auf, die sich mit den brisanten Themen Mobbing und Rechtspopulismus auseinandersetzen.

Für die 6. Jahrgangsstufe wurde das Theaterstück „Hier stinkt"s!“ aufgeführt. Dieses Stück befasst sich mit der Problematik des Mobbings an Schulen. Die Handlung dreht sich um Marko, ein Mobbingopfer und Tine, die Anführerin der Mobbinggruppe. Die Schülerinnen und Schüler erhielten vor der Aufführung bereits in einer Vorstunde von ihren Klassenleiterinnen eine Einführung zum Thema, welche die Grundlage für das tiefere Verständnis des Stücks war.

Das Stück beleuchtet eindrucksvoll die Dynamiken, die hinter Mobbingprozessen stecken. Marko schildert seine Erfahrungen als Mobbingopfer, während Tine das Geschehen aus ihrer Sicht darstellt. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Charakteren verdeutlichen, wie Mobbing nicht nur das Opfer, sondern auch die Täterin oder den Täter beeinflussen kann. Durch Markos Versuche, dem Mobbing zu entkommen, und die späte Erkenntnis von Tine, dass auch sie unter einem inneren Druck leidet, wird die Problematik vielschichtig und menschlich greifbar.

Das Stück endet versöhnlich, jedoch wird auch deutlich, welche psychischen Wunden jahrelanges Mobbing hinterlässt. Im Anschluss an die Aufführung hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in einem Nachgespräch mit der Schauspielerin und dem Schauspieler über deren eigene Erfahrungen zu sprechen und Fragen zu stellen. Dies war eine wertvolle Gelegenheit, die Thematik weiter zu vertiefen und auf persönliche Erlebnisse einzugehen.

In den anschließenden Reflexionsstunden mit den Klassenleiterinnen konnten die Schülerinnen und Schüler das Erlebte besprechen und Lösungen für den Umgang mit Mobbing in der eigenen Schulumgebung erarbeiten. „Hier stinkt"s!“ hat auf eindrucksvolle Weise aufgezeigt, wie Mobbing funktioniert und welche Hilfestellungen es gibt, um Mobbing entgegenzutreten.

Für die 10. Jahrgangsstufe war das Stück „Ich bin kein Nazi, aber…“ vorgesehen. Es thematisiert den Anstieg von rechtspopulistischen und rechtsextremen Tendenzen in der Gesellschaft. Um die Relevanz der Thematik zu unterstreichen, wurde die Aufführung bewusst am Vortag des Gedenkens an die Reichspogromnacht realisiert.

In einem offenen „Schlagabtausch“ wurden den Schülerinnen und Schülern rechtspopulistische Aussagen präsentiert und deren antidemokratische Wirkung thematisiert. Während der eine Charakter eine typisch als „gutmenschlich“ diffamierte Haltung vertritt, übernimmt der andere Charakter die Rolle eines rechtspopulistischen jungen Menschen. Auf der Bühne werden die gängigen Floskeln von Rechtspopulisten wie „Das darf man doch noch sagen!“ oder „Ich bin kein Nazi, aber…“ hinterfragt und entlarvt.

Das Stück zeigte den Schülerinnen und Schülern, wie gefährlich es ist, scheinbar harmlose Sprüche oder Aussagen unreflektiert zu übernehmen und dabei die zugrunde liegende menschenfeindliche Haltung zu ignorieren. Das Stück verdeutlichte auf eindrucksvolle Weise, dass hinter jeder extremen Haltung auch individuelle Geschichten und oft ein Mangel an kritischem Denken stehen. Ein abschließendes Nachgespräch mit der Theatergruppe und eine Doppelstunde mit den Fachlehrkräften für Politik und Gesellschaft ermöglichten eine Vertiefung des Themas.

Die Rückmeldungen zu den Theaterstücken waren durchweg positiv. Sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrkräfte zeigten sich beeindruckt von der Art und Weise, wie die Themen auf der Bühne behandelt wurden. Die Schauspielerin und der Schauspieler vermittelten komplexe Themen auf eine anschauliche und emotionale Weise, die bei den Jugendlichen einen bleibenden Eindruck hinterließ. Angesichts des positiven Feedbacks ist es eine Überlegung wert, beide Veranstaltungen künftig regelmäßig in den Schulkalender zu integrieren.

Ein herzlicher Dank geht an den Förderverein des Arnold-Gymnasiums und vor allem an die „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Coburg“ (www.coburg-ist-bunt.de), die diese wichtige Veranstaltung maßgeblich unterstützt haben.

Diese Theateraufführungen haben nicht nur das Bewusstsein für Themen wie Mobbing und Rechtspopulismus geschärft, sondern auch den Wert von Courage und respektvollem Umgang miteinander betont – zentrale Werte im Rahmen von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Philipp Pfister