Abenteuer Auslandsaufenthalt: Hanna zu Gast in Kolumbien

Kolumbien – das Land der Drogen und Kriminalität. Viele waren geschockt oder haben mich gewarnt, als sie von meinem Vorhaben, zwei Monate dort zu verbringen, gehört haben. Ich ließ mich jedoch nicht aufhalten. Der Mut hat sich gelohnt!

Ende Juli, nach mehr als 20 Stunden Reise, davon 14 Stunden in der Luft, kam ich sehr erschöpft aber gespannt auf die nächsten Wochen bei meiner Gastfamilie in Barranquilla an. Meine Gastschwester kannte ich zum Glück schon, da sie zuvor drei Monate bei mir in Deutschland war.

Gleich zu Beginn meines Aufenthalts verbrachte ich mit meiner Gastfamilie eine Woche in Medellín, einer Großstadt in Kolumbien. Dort habe ich sehr viele neue Dinge gesehen, wie zum Beispiel Guatapé, ein, in einem Stausee untergegangenes, und an anderer Stelle neu gebautes, Dorf. An diesem See hat auch Pablo Escobar, der größte Drogenboss Kolumbiens gelebt. Sofort ist mir aufgefallen, wie farbenfroh Kolumbien ist.

In Medellín wurde ich jedoch auch zum ersten Mal in meinem Leben mit großer Armut konfrontiert. Noch nie zuvor hatte ich so viele obdachlose, hungernde Menschen gesehen. Kolumbien ist ein sehr armes Land. Eine Mittelschicht, wie in Deutschland, gibt es kaum. Die einen leben in Sicherheit und haben sogenannte empleadas (Haushälterinnen), die anderen haben kaum Geld. Viele Menschen verkaufen Kleinigkeiten auf der Straße, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Mitte August begann schließlich die Schule.

Durch Treffen und Tanzproben für den „letzten ersten Tag“ der 12. Klasse hatte ich schon viele Freunde gefunden und fand mich schnell zurecht. Es hat nicht lange gedauert, bis ich Unterschiede zu Deutschland gefunden hatte. Während in Deutschland Pünktlichkeit und Disziplin eine große Rolle spielen, machen Kolumbianer nie Pläne und kommen aus Prinzip immer zu spät. Jedoch habe ich noch nie so herzliche und liebenswerte Menschen kennengelernt, wie in Kolumbien. Dort ist es normal Lehrer mit dem Vornamen anzusprechen und sogar zu umarmen. Da meine Austauschschwester eine deutsche Schule besucht, wo auch einige Unterrichtsfächer auf Deutsch stattfinden, fiel es mir und auch den anderen deutschen AustauschschülerInnen nicht schwer, am Unterricht teilzunehmen.

Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist auf jeden Fall die Sicherheit. In Kolumbien kann man nicht einfach so mal wohin laufen. Egal ob zur Schule oder zu Treffen mit Freunden, man wird gefahren, entweder von den Eltern oder von einem „personal driver“. Sich frei auf der Straße bewegen sollte man nur in bestimmten Bereichen, und wenn, dann ohne Wertsachen aus der Tasche zu holen. Viele Kolumbianer leben in sog. „residencias“. Das sind abgeschlossene Wohngebiete, in die man nur mit Erlaubnis kommt. Sicherheit spielt also in Kolumbien eine viel größere Rolle als in Deutschland.

Während ich am Anfang noch ziemlich unsicher war, kann ich nun sagen, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist und ich mich in dieses Land und die Menschen hier verliebt habe. Es war sicher nicht mein letztes Mal in Kolumbien!

Hanna Hoffmann