Ex-Neonazi Philipp Schlaffer legte bei seinem Gastspiel am AG seinen Lebensweg für Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Jahrgangsstufe offen. Ein denkwürdiger Vortrag, der zu Diskussionen anregte.
Station am Arnold-Gymnasium machte am 21.10. Philip Schlaffer, Youtuber, Referent, Beststeller-Autor, Anti-Gewalt- und De-Radikalisierungstrainer, Ex-Neonazi, Ex-Rocker und Ex-Krimineller. In seinem zweistündigen Vortrag für die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Jahrgangsstufen des AGs, von der Fachschaft Geschichte in Zusammenarbeit mit Sebastian Stamm im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ initiiert, erläuterte der ehemalige Rotlicht-Boss seinen Werdegang, der ihn für nahezu drei Jahre bis in die JVA Stralsund brachte.
Mit Charisma, Eloquenz, ohne Rücksicht und bereit, Gewalt anzuwenden, arbeitete er sich bis zum Bandenchef und Gründer einer rechtsradikalen Kameradschaft in Wismar empor, wovon er erst zwanzig Jahre später wieder den Absprung schaffte. Schlaffer legte Gründe und Entwicklungen dar, welche ihn in den Rechtsradikalismus trieben, beschrieb Verbrechen und Taten, die er und seine Gleichgesinnten begingen, und er erzählte wie und wann er sich wieder von der rechtsradikalen Szene lösen konnte. Wie rechte Radikalisierung funktioniert wurde den Schülerinnen und Schülern nahegebracht, die interessiert Fragen an den Referenten stellten.
So eindringlich, erschütternd und nah am Geschehen die Zeugnisse Schlaffers waren, als Entschuldigung, Rechtfertigung oder Wiedergutmachung können seine Vorträge wohl nicht dienen. Über Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus aufklären und somit warnen umso mehr. Im Nachgang konnten Vortrag wie die Inszenierung dessen in den einzelnen Klassen im Rahmen des Unterrichts kritisch aufgearbeitet werden. Insgesamt ein denkwürdiger Auftritt Schlaffers.
Sabrina Koch