Nach dem Abi den Traum vom Fußballprofi verwirklicht

An seinem 19. Geburtstag sollte es so weit sein: Der große FC Schalke 04 gastiert am 27. Spieltag im Ronhof. Anfahrt mit dem Mannschaftsbus, ein Trikot mit dem Aufdruck „35 ENGEL“ hängt in der Kabine. Dort, wo sich auch Branimir Hrgota, die Fürther Legende, und all die gestandenen Profis vorbereiten. Ausverkauft. Tunnelblick und Gänsehaut beim Einlauf ins Stadion.
Auch wenn es an diesem Tag dann doch noch nicht mit dem ersten Einsatz in der 2. Liga geklappt hat, Jakob Engel unterschreibt bei Greuther Fürth seinen ersten Profivertrag.

„An diesem Tag wurde mir so richtig klar, warum ich all die Jahre diesen Riesenaufwand betrieben habe“, sagt Jakob. Er sitzt auf der Bank und ist bereit. Sein Debüt bei den Profis steht unmittelbar bevor: Greuther Fürth liegt sieben Minuten vor Ende der offiziellen Spielzeit vermeintlich komfortabel mit 3:1 in Führung. Doch dann der plötzliche Anschlusstreffer und seinen Coach Jan Siewert verlässt der Mut, den jungen Gestungshäuser schon an diesem Tag in die Feuertaufe 2. Liga zu schicken.

Dennoch – der Weg ist vorgezeichnet. Dass der etablierte Zweitligist SpVgg Greuther Fürth Jakob Engel mit einem Dreijahresvertrag ausstattet, ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, was die Verantwortlichen in ihm sehen: Zuverlässigkeit, Übersicht und Laufstärke sowie seine enorme Fokussierung auf und neben dem Platz. Diese Bereitschaft, sich zu quälen, die es neben fußballerischem Talent eben braucht, um ganz nach oben zu kommen.

Längst wird er immer wieder „hochgezogen“ und nimmt am Training der Profis teil in „seinem“ Fürth, wo er bereits seit 2022 fester Teil der Jugendbundesliga-Teams war und sich immer pudelwohl gefühlt hat. Und nach eigener Aussage waren es nicht vereinzelt gute Spiele, die ihn in den Blick der Cheftrainer geraten ließen, sondern vielmehr seine Beständigkeit und Ruhe, die harte Arbeit und der Glaube an sich selbst. Im zentralen Mittelfeld ist er sich für nichts zu schade. Für all das wird Jakob mit dem Kindheitstraum Fußball-Profi belohnt.

Er ist einer der wenigen Fußball-Profis mit Abitur. Während seine ehemaligen Klassenkameraden des Jahrgangs 2024 in Hörsälen sitzen oder Praktika machen, kann es Jakob manchmal selbst nicht fassen. Dem AG ist er dankbar für das „familiäre Umfeld und den Respekt“, den er dort erfahren durfte.

Der jahrelange Verzicht zahlt sich endlich aus. Jungen Talenten gibt er eine Botschaft mit: „Seid geduldig, aber seid auch bereit, mehr zu tun, als ihr müsst. Gebt keinesfalls auf!“

Auf die Frage nach seinem größten Erfolg antwortet er fast demütig: „Mein Abi am AG gemacht zu haben und zugleich in Fürth weiter drangeblieben zu sein.“ Und vermutlich charakterisiert nichts diesen bescheidenen Arnoldiner besser als dieser Satz. Ein junger Mann ohne Star-Allüren und Porsche-Fantasien, quasi auf dem Sportplatz geboren, ausgestattet mit Fußballer-Genen, enormem Durchhaltevermögen und dem einen großen Wunsch.

Wohin die Reise noch geht? „Schau`n mer mal!“, antwortet er augenzwinkernd – wie ein Profi.

Wir schauen dir dabei gern zu, Jakob! Respekt und viel Erfolg!

Christian Göhl